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Collinas Erben: Textsonderausgabe zum 10. Spieltag

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Auch am zehnten Bundesligaspieltag gab es die eine oder andere Schiedsrichter-Entscheidung, die für Gesprächsstoff sorgte. Da sich »Collinas Erben« erst wieder am 19. November treffen, erörtert Alex Feuerherdt, Aus- und Fortbilder der Kölner Unparteiischen und Betreiber des Weblogs »Lizas Welt«, hier einige Spielszenen, die bei manchen Lesern von »Fokus Fußball« Fragen aufwarfen.

Bayer 04 Leverkusen – Fortuna Düsseldorf

Wenn man den Datenbanken glauben darf, dann hat Simon Rolfes sich am Sonntag den zweitschnellsten Platzverweis der Bundesligageschichte eingehandelt: Nur 77 Sekunden nach seiner Einwechslung stellte ihn Schiedsrichter Felix Brych wegen groben Foulspiels vom Platz [Video]. Beim Betrachten der Szene in der Originalgeschwindigkeit fand ich die Entscheidung zunächst nachvollziehbar, denn Rolfes legte sich den Ball einen Tick zu weit vor und ging dann, so schien es mir, mit hohem Risiko und einer Art »Beinschere« in den Zweikampf mit Adam Bodzek. Die Zeitlupen zeigen jedoch eindeutig, dass der »Kicker« Recht hat, wenn er schreibt: »Rot für Rolfes war eine Fehlentscheidung, weil der Leverkusener nur zum Ball ging und den von Bodzek reingestellten Unterschenkel nicht mit seinem Spielbein traf.« Felix Brych hatte übrigens beste Sicht auf die Situation; womöglich stand er fast schon zu nah dran (das kann den Überblick erschweren) und hat sich bei der Abwägung des Strafmaßes zudem ein wenig von Bodzeks Schmerzensschreien beeinflussen lassen – zumindest beobachtete er vor dem Griff in die Gesäßtasche noch mehrere Sekunden lang die Reaktion des Düsseldorfer Spielers.

Borussia Dortmund – VfB Stuttgart

In dieser Partie hatte Schiedsrichter Felix Zwayer eine ganze Reihe von unangenehmen, kniffligen Situationen zu beurteilen; bei zweien davon stellte sich die Frage: Platzverweis oder nicht? Zunächst gab es einen Luftzweikampf zwischen Kehl und Holzhauser, bei dem der Stuttgarter seinen Ellenbogen ausfuhr und den Dortmunder damit im Gesicht traf [Video]. Kehl musste infolgedessen kurz darauf ausgewechselt werden. Zwayer schaute aus der Nahdistanz direkt auf die Szene und entschied sich ohne zu zögern für »Gelb«. Nach meinem Dafürhalten wäre hier ein Platzverweis die bessere Entscheidung gewesen. Dazu kurz ein Blick in die Fußballregeln, wo es in der Regel 12 (Verbotenes Spiel und unsportliches Betragen) unter »Auslegung der Spielregeln und Richtlinien der FIFA für Schiedsrichter« (Seite 83) unter anderem heißt:

»Rücksichtslosigkeit« liegt vor, wenn ein Spieler ohne jede Rücksicht auf die Gefahr oder die Folgen seines Einsteigens für seinen Gegner vorgeht. »Rücksichtslose« Fouls ziehen eine Verwarnung nach sich. »Übermäßige Härte« liegt vor, wenn ein Spieler übertrieben hart in einen Zweikampf geht und die Verletzung des Gegners in Kauf nimmt. »Übermäßige Härte« zieht einen Feldverweis nach sich.

Genau diese übermäßige Härte inklusive der Inkaufnahme einer Verletzung war hier gegeben. Denn was Holzhauser da mit seinem Ellenbogen anstellte, war keine für den Absprung vom Boden unvermeidliche Aushol-, sondern vielmehr de facto eine Schlagbewegung – und genau die sollen die Referees schon seit einiger Zeit besonders konsequent unterbinden. Das Argument, der Stuttgarter Spieler habe doch nur den Ball im Blick gehabt, ist hier übrigens keines. Denn nachdem er unmittelbar zuvor bereits ein Kopfballduell gegen Kehl verloren hatte (wie man im Video unschwer erkennen kann), musste er wissen, dass er auch das nun folgende gegen den Dortmunder Kapitän zu bestreiten haben würde. Um es nicht erneut zu verlieren, erhöhte Holzhauser den Einsatz – und zwar um ein rotwürdiges Maß.

Die zweite Situation, in der es nach einem Platzverweis »roch«, spielte sich kurz vor Schluss ab [Video]: Ibisevic räumte Schmelzer im Zweikampf mithilfe eines leichten Ellenbogenschlages gegen dessen Brust (oder gar Hals?) aus dem Weg. Schiedsrichter Zwayer ermahnte den bereits verwarnten Stuttgarter Angreifer nur, obwohl es sich um ein Foul handelte, das sich mindestens an der Grenze zur Tätlichkeit bewegte, wenn es sie nicht sogar schon überschritt. Eine weitere Verwarnung – und damit die Gelb-Rote Karte – gegen Ibisevic wegen unsportlichen Verhaltens wäre hier deshalb unbedingt erforderlich gewesen, auch gegen einen Platzverweis hätte man nicht viel einwenden können (selbst wenn Schmelzer womöglich etwas zu leicht zu Boden gegangen ist). Inwieweit sich Zwayer mit seinem Assistenten (der im Video zwar nicht zu sehen ist, aber in der Nähe des Geschehens gewesen sein müsste) abgestimmt hat, entzieht sich meiner Kenntnis.

TSG 1899 Hoffenheim – FC Schalke 04

»Korrekte Entscheidung«, sprach der »Sky«-Kommentator, »nicht zwingend«, befand der »Kicker« – und beide meinten den Strafstoß [Video], den die Hoffenheimer zum 2:1 verwandelten. Am besten traf es vielleicht Matthias in der Weide vom Blog »Schalkefan.de«, als er schrieb, Kevin Volland habe »dankbar die langen Beine Joel Matips als Stolperhürde« angenommen. Clever von Volland also, weniger clever von Matip – doch der Faktor Cleverness ist natürlich nicht maßgeblich bei der Frage, ob ein Foulspiel vorliegt oder nicht. Für mich jedenfalls ein berechtigter Elfmeter, denn Matips regelwidriger Einsatz war der Grund dafür, dass Volland zu Fall kam. Und darauf kam es an.

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